Wie Methan den Klimawandel beeinflusst
Krater von Derweze in der Wüste Karakum in Turkmenistan. Der Krater, der ebenfalls unter dem Namen Tor zu Hölle bekannt ist, brennt seit Jahrzehnten aufgrund von austretendem Methan.
Quelle: Alexander Vershinin/AP/dpa
Im Kampf gegen die Erderwärmung wollen die USA die Senkung des Ausstoßes von Methan vorantreiben. Vertreter der US-Regierung kündigten bei der Klimakonferenz in Dubai am Wochenende neue Standards an, die die Öl- und Gasproduzenten dazu verpflichten sollen, Methanlecks zu schließen.
Denn um den Klimawandel aufzuhalten, muss nicht nur der Kohlenstoffdioxidausstoß reduziert werden. Auch Methan reichert sich zu stark in der Atmosphäre an und treibt die Erderwärmung voran.
Die wichtigsten Fragen zu Methan
- Was ist Methan?
- Wie entsteht Methan?
- Wie schädlich ist Methan für das Klima?
- Wie lässt sich der Methanausstoß senken?
- Wie weit sind die Länder in ihren Bemühungen, Methanemissionen zu reduzieren?
Was ist Methan?
Methan gehört zu den sechs Stoffen, die im Kyoto-Protokoll als Treibhausgase gelistet sind. Bei Methan handelt es sich um ein geruchloses Gas, das die chemische Formel CH₄ hat.
Laut Bundesumweltamt ist Methan eines der bedeutendsten Klimagase. In den vergangenen Jahren war es demnach für etwa 6,5 Prozent der Treibhausgasemissionen in Deutschland verantwortlich. Der Anteil der globalen Methanemissionen am Klimawandel wird aber auf etwa 20 bis 30 Prozent geschätzt, weil Methan kurzfristig mehr Wärme bindet als CO₂.
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Wie entsteht Methan?
Methan entsteht immer dann, wenn organisches Material unter Ausschluss von Sauerstoff abgebaut wird. In der Natur wird Methan auf natürliche Weise in Sumpfgebieten freigesetzt. Es ist zudem einer der Hauptbestandteile von Erdgas. Bei der Nutzung von Erdgas zur Energiegewinnung verbrennt das Methan und es entsteht CO₂. Aber auch das Methan selbst gelangt in die Atmosphäre.
Ein wichtiger Verursacher der menschengemachten Methanemissionen sind außerdem die Landwirtschaft und die Haltung von Nutztieren, vor allem von Rindern. Im Magen von wiederkäuenden Tieren werden Pflanzen durch Bakterien zersetzt. Dabei entsteht Methan, das bei der Verdauung ausgestoßen wird.
Methan wird aber unter anderem auch bei der Erdgasgewinnung und beim Steinkohlebergbau freigesetzt sowie auf Müllhalden und bei der Abwasser- und Klärschlammbehandlung. Geringfügige Mengen der Methanemissionen werden durch den Verkehr und die Industrie verursacht.
Überschüssiges Methan aus der Erdgasförderung macht einen großen Anteil der Emissionen aus. So wird laut einem Bericht der britischen Zeitung „Guardian“ bei der Erdgasgewinnung in Turkmenistan pro Jahr mehr Methan freigesetzt, als ganz Großbritannien produziert. Aber auch in anderen Ländern wie den USA oder Russland gibt es laut einer Studie größere Lecks, aus denen bei der Erdöl- oder Erdgasgewinnung ständig größere Mengen Methan entweichen.
Wie schädlich ist Methan für das Klima?
Genau wie das bekanntere Treibhausgas Kohlenstoffdioxid (CO₂) absorbiert auch Methan in der Atmosphäre die Wärmestrahlung der Sonne (Infrarotstrahlung). Dadurch kann Wärme, die von der Erde reflektiert wird, nicht mehr vollständig aus der Atmosphäre entweichen. Stattdessen reichert sie sich an und trägt zur Aufheizung des Klimas bei.
Können die Meere den Klimawandel stoppen, Herr Oschlies?
Die Meere leiden unter dem Klimawandel. Und doch spielen sie eine wichtige Rolle, wenn es darum geht, Treibhausgasemissionen zu senken. Wieso wir die Meere verstärkt als CO₂-Speicher nutzen müssen, erklärt Meeresforscher Andreas Oschlies im RND-Interview.
Kurzfristig hat Methangas dabei deutlich stärkere Auswirkungen als CO₂. Betrachtet man einen Zeitraum von 100 Jahren, wirkt sich Methan etwa 28-mal stärker auf die Erderwärmung aus als die gleiche Menge Kohlendioxid, haben Berechnungen des Weltklimarats (IPCC) ergeben. Betrachtet man nur einen Zeitraum von 20 Jahren, ist der Effekt sogar über 80-mal größer.
Allerdings wird Methan in der Atmosphäre auch schneller als CO₂ wieder abgebaut. Nach Angaben des Bundesumweltamts hält sich Methan nur durchschnittlich etwa zwölf Jahre in der Atmosphäre, während CO₂ auch nach 1000 Jahren noch nicht vollständig abgebaut ist.
Wie lässt sich der Methanausstoß senken?
Methan hat sich in den vergangenen Jahren immer stärker in der Atmosphäre angereichert, obwohl bereits Maßnahmen ergriffen wurden, um die menschengemachten Emissionen zu senken. Womöglich führt der Klimawandel inzwischen dazu, dass Methan stärker aus natürliche Quellen wie Sümpfen oder auftauenden Permafrostböden freigesetzt wird. Unklar ist auch, ob Lecks bei der Erdgasgewinnung ausreichend erfasst werden.
Rede auf Klimagipfel: Scholz fordert Ausstieg aus Kohle, Öl und Gas
Vor dem Plenum der Weltklimakonferenz in Dubai hat Bundeskanzler Olaf Scholz einen globalen Ausstieg aus Kohle, Öl und Gas angemahnt.
Quelle: dpa
Forschende der Queen Mary University in London hatten im Mai in einer Veröffentlichung kritisiert, dass Methan bei Maßnahmen gegen den Klimawandel zu wenig berücksichtigt wird. Dabei biete eine Verringerung der Emissionen eine „enorme Chance, die Erwärmung kurzfristig zu begrenzen“, heißt es in einer Mitteilung der Universität.
Ein Weg, um die Methanemissionen wirksam zu senken, wäre, Lecks bei der Erdgasförderung besser zu verhindern und eher zu beseitigen. Eine weitere Möglichkeit ist eine Reduzierung des Methanausstoßes in der Landwirtschaft. Amerikanische Forschende hatten im Rahmen einer Studie ermittelt, dass Methan etwa 60 Prozent zu den globalen Treibhausgasemissionen der Nahrungsmittelversorgung beiträgt. Neben der Rindfleischproduktion sind vor allem der Reisanbau und die Gewinnung von Milchprodukten für den Methanausstoß verantwortlich.
Die Forschenden glauben aber, dass die Emissionen durch eine Änderung der Produktionsbedingungen und des Konsumverhaltens sowie durch weniger Lebensmittelverschwendung reduziert werden könnten. Allein eine klimafreundlichere Produktion von Fleisch, Milchprodukten und Reis könne etwa ein Viertel des prognostizierten Temperaturanstiegs um 0,9 Grad einsparen helfen.
Um den Methanausstoß in der Rinderhaltung zu senken, werden bereits verschiedene Modelle getestet. So könnte das Zufüttern der Meeresalge Asparagopsis die Emissionen womöglich drastisch reduzieren. Zudem werden weitere Futterzusätze erprobt, die die Methanemissionen reduzieren könnten.
Wie weit sind die Länder in ihren Bemühungen, Methanemissionen zu reduzieren?
Die EU und die USA hatten auf der Klimakonferenz vor zwei Jahren eine internationale Vereinbarung initiiert, das Global Methane Pledge (GMP), der inzwischen über 150 Länder beigetreten sind. Es fehlen noch China, Indien und Russland. Die Mitgliedsländer des Methanpakts wollen ihre Emissionen von 2020 bis 2030 um mindestens 30 Prozent reduzieren – werde nichts unternommen, steigen sie laut der Initiative global um bis zu 13 Prozent.
China legte kürzlich einen eigenen 14-seitigen Plan zur Methanreduktion vor. Er enthält keine konkreten Zahlen oder Daten zur Gesamtreduktion und viele einzelne meist unkonkrete Vorgaben. So soll etwa das aus Kohlegruben entweichende Methan stärker genutzt werden.
Auch EU-Parlament und -Länder vereinbarten Mitte November, die Regeln für die Öl-, Gas- und Kohleindustrie zu verschärfen – mit klaren Zeitplänen. Auch hier sollen Betreiber von Öl- und Gasanlagen regelmäßig nach größeren Methanlecks suchen und diese reparieren. Das Abfackeln von Methan wird vielerorts verboten.
Die EU hat ihren Methanausstoß laut Europäischer Umweltagentur von 1990 bis 2020 bereits um 36 Prozent gesenkt. Das geschah vor allem im Energie- und Abfallbereich.
Deutschland hat seine Methanemissionen laut Umweltbundesamt von 1990 bis 2022 sogar um 66 Prozent reduziert. Das sei vor allem auf eine drastische Verringerung der Emissionen in denselben Bereichen zurückzuführen. Ein Faktor sei das Ende der Steinkohleförderung, doch nicht nur: Grubengas wird abgesaugt und genutzt und auch aus Abfalldeponien entweicht weniger Gas. Maßgeblich ist die Ausweitung der Kreislaufwirtschaft, etwa mit Abfalltrennung und Biogasnutzung.
RND/mit dpa
Wir haben diesen Artikel am 3. Dezember 2023 zuletzt aktualisiert.