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Frankreich verbietet "Bienenkiller"

31. August 2018

Neonicotinoide sind als "Bienenkiller" verrufen. Fünf der hochwirksamen Pestizide sind ab Samstag für den Freiland-Einsatz in Frankreich verboten. Damit geht das Land einen Schritt weiter als die EU - aber weit genug?

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Europaeische Honigbiene, Gemeine Honigbiene
Bild: picture-alliance/blickwinkel/McPHOTO

Ende April hatte die EU bereits ein Neoticontinoid-Verbot beschlossen. Drei Pestizide aus dieser Wirkstoffgruppe wurden für den Einsatz im Freiland auf die schwarze Liste gesetzt: Imidacloprid, Clothianidin und Thiamethoxam. Diese Stoffe sind in vielen Pflanzenschutzmitteln enthalten. Zum Stichtag 19. Dezember 2018 sind diese Wirkstoffe EU-weit verboten. Frankreich geht allerdings noch einen Schritt weiter: Bereits 2016 hatte das Parlament ein Biodiversitätsgesetz verabschiedet. Dieses verbietet nun ab dem 1. September 2018 auch den Einsatz zweier weiterer Neonicotinoide im Freiland: Thiacloprid und Acetamiprid. Diese beiden Mittel bleiben zum Beispiel in Deutschland vorerst weiter erlaubt.

Neonicotinoide gehören zu den meist genutzten Pestiziden der Welt, sie kommen auf Weinstöcken, Obstbäumen und Feldern zum Einsatz. Die Mittel töten aber nicht nur Blattläuse, Holzwürmer und andere Schädlinge, sondern setzen auch Bienen und Hummeln schwer zu: Sie schwächen ihr Immunsystem, stören die Orientierung und beeinträchtigen die Fortpflanzung, wie Umweltschützer bereits seit Jahren beklagen. In höheren Dosen töten sie die Bienen sogar. 

Nach der neuesten Studie entwickeln Hummeln sogar eine Abhängigkeit von Nahrung, die mit Neonicotinoiden behandelt wurde. Durch dieses Suchtverhalten sind die wichtigen Bestäuber wesentlich gefährdeter als bisher angenommen. 

Unsere armen Bienen

Verbot ≠ Verbot

Seit Jahren gehen französischen Imkern im Winter durchschnittlich 30 Prozent ihrer Bienenbestände verloren. Mit dem Verbot der fünf Umstrittenen Wirkstoffe möchte Frankreich dem entgegenwirken. Tier -und Umweltschützer allerdings sind mit diesem Vorgehen nicht ganz zufrieden. Denn von den Verboten sind bis 2020 auf Antrag Ausnahmen möglich. Zudem dürfen die umstrittenen Mittel in Gewächshäusern sowie in Produkten wie Zeckensprays für Katzen weiter eingesetzt werden. Und es wurden neue Insektizide genehmigt, die ebenso schädlich sein sollen. 

Von einem "Loch im Schläger" spricht deshalb François Veillerette vom Umweltverband Générations Futures. "Junge Kinder oder schwangere Frauen solchen neurotoxischen Produkten auszusetzen ist keine gute Nachricht für das menschliche Hirn", betont er. Allerdings räumt er ein, dass es keine wissenschaftlichen Belege für die Notwendigkeit eines weiterreichenden Verbotes gibt.

Auch Forscher sehen das Gesetz mit gemischten Gefühlen. "Jedes Insektizid kann Bienen töten", betont Axel Decourtye, wissenschaftlicher Leiter des Bienen-Instituts in Paris. Für Landwirte oder Hobbygärtner müssten deshalb Alternativen zu schädlichen Mitteln gefunden werden. Doch auch deren Unbedenklichkeit ist noch fraglich.

Aber auch gegen andere Feinde der Bienen wie Krankheiten oder Parasiten müsse vorgegangen werden, sagt Decourtye. Mit einem ganz einfachen Mittel könne man allerdings jeder Biene helfen, sagt der Forscher: "Wir müssen wieder mehr Blumen pflanzen."

hf/fs (afp)