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Nach Schreckens-Doku im ZDF: WLV fordert Ende von EU-Schlachttiertransporten in Drittländer

ZDF "37 Grad" berichtete am Dienstag über den Lebendviehexport in Drittländer. „Die verstörenden Bilder zeigen, dass Tierwohlaspekte bei Schlachtviehexporten aus der EU trotz klarer EU-Regelungen offenbar kaum noch eine Rolle spielen, sobald die Tiere die EU-Außengrenzen erreichen", sagt WLV-Präsident Röring.

Lesezeit: 4 Minuten

Die ZDF-Dokumentationsreihe "37 Grad" berichtete am Dienstag unter dem Titel "Geheimsache Tiertransporte - Wenn Gesetze nicht schützen" über den Lebendviehexport in Drittländer.


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Hintergrund ist der boomende Export von Rindern und Schafen aus der EU in die Türkei, den Nahen Osten oder nach Nordafrika. Schon kleine Kälber werden über 3000 Kilometer weit transportiert. Nach Tagen oder Wochen am Ziel angekommen, erwarte viele Tiere ein Ende mit unsäglichen Schrecken, schreibt ZDF-Autor Manfred Karremann.



Die Kritik: Niemand schere sich mehr um die Gesetze, sobald die Tiere die EU verlassen. Tierschützer würden von verdursteten Rindern am türkischen Grenzübergang berichten. Wie seit Jahrzehnten würden auch 2017 noch immer verletzte Rinder mit einem Kran aus dem Schiffsbauch gezogen und an einem Vorderbein aufgehängt auf Lastwagen verladen. Das Bein breche unter dem hohen Gewicht. Obwohl der Europäische Gerichtshof entschieden hat, dass für Tiere aus der EU der Tierschutz bis zum Zielort sichergestellt sein muss, seien solche Quälereien nach wie vor Alltag.



Röring fordert gesetzliche Regelungen


Nach Ausstrahlung der Sendung hat der Westfälisch-Lippische Landwirtschaftsverband (WLV) beschlossen, sich für ein Ende des Transports von Schlachttieren aus der EU in die Türkei und den Nahen Osten einzusetzen. In einer Pressemitteilung kritisiert der Verband die dokumentierten unhaltbaren Zustände auf Transportschiffen und LKW.


„Die verstörenden Bilder zeigen, dass Tierwohlaspekte bei Schlachtviehexporten aus der EU trotz klarer EU-Regelungen offenbar kaum noch eine Rolle spielen, sobald die Tiere die EU-Außengrenzen erreichen. Ich appelliere daher an die Politik, den Bund und die Europäische Union, gesetzliche Regelungen zu schaffen, die den Transport von Schlachttieren nach Drittländern gänzlich verbieten“, so WLV-Präsident Johannes Röring.


Er weist darauf hin, dass der Transport von Schlachtrindern aus der EU durch umfangreiche Rechtsvorschriften zum Schutz von Tieren geregelt sei. So dürfe niemand eine Tierbeförderung durchführen, wenn den Tieren dabei Verletzungen oder unnötiges Leiden zugefügt werden könnte.


Tiere dürften nur transportiert werden, wenn sie im Hinblick auf die geplante Beförderung transportfähig sind und wenn gewährleistet ist, dass ihnen unnötige Verletzungen und Leiden erspart bleiben. Darüber hinaus hätten auf europäischer Ebene Organisationen aus der Land- und Tierärzteschaft, der Viehhandelsverbände und der Schlachtunternehmen vor Jahren Leitlinien ausgearbeitet, welche die europäischen Rechtsvorschriften ergänzen, stellt der Präsident weiter klar. Darin würden u.a. Indikatoren festgehalten, die zur Einschätzung dienen, ob ein Tier grundsätzlich transportfähig ist.


"Bundesregierung und EU gefragt"


Erschüttert zeigt sich auch der Deutsche Tierschutzbund. „Die derzeit geschäftsführende Bundesregierung muss ihren ganzen Einfluss auf EU-Ebene einsetzen, damit diese bisher offenbar politisch geduldete Tierqual ein Ende hat“, sagte Thomas Schröder, Präsident des Verbandes am Mittwoch.

 

Obwohl es ein Urteil des Europäischen Gerichtshofs gebe, dass EU-Recht und damit Tierschutzvorgaben bis zum Bestimmungsort der Tiere einzuhalten sind, werde dies in der Praxis nicht umgesetzt. „Es darf nicht sein, dass sich die EU-Länder immer nur bis zu ihrer eigenen Grenze für den Schutz der transportierten Tiere zuständig fühlen. Hier sind alle Mitgliedstaaten in der Verantwortung zu gewährleisten, dass die Tiere sicher am Zielort ankommen“, so Schröder.

 

Die Gründe für den Export lebender Tiere in Drittländer sind laut Schröder rein wirtschaftlich. So seien Milchkühe oft sehr stark auf eine möglichst hohe Milchleistung gezüchtet. Ihre weiblichen Nachkommen würden als Milchkühe genutzt, die männlichen Kälber hätten dagegen kaum wirtschaftlichen Wert. Besonders diese Tiere würden – oft über mehrere Zwischenstationen – exportiert. „Ich setze darauf, dass deutsche Landwirte ihren Tieren unnötiges Leid ersparen möchten. Wirtschaftliche Gründe dürfen sie nicht dazu zwingen, ihre Tiere in ein ungewisses Schicksal zu schicken“, sagt Schröder und betont, dass es um System- und Strukturfragen geht, die dringend angegangen werden müssen. Langfristig müssen aus Sicht der Tierschützer die Rückkehr zu Zweinutzungsrassen und regionalen Strukturen bzw. der Transport von Fleisch anstelle lebender Tiere die Lösung sein.

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